Während der Bauphase wird mit dem verarbeiteten Materialien dem Neubau viel Wasser zugeführt. Die Baumaterialien müssen vollständig austrocknen, damit später keine Folgeschäden wie Oberflächenverformungen, Risse und Schimmel auftreten.

Eine technischen Rohbautrocknung entzieht den Baumaterialien ihre Feuchtigkeit schneller als eine natürliche Trocknung durch Durchzugslüftung, so dass die folgenden Gewerke fristgerecht mit ihrer Arbeit beginnen können und der Hausbau planmäßig voranschreitet.

Mit dieser Maßnahme wird also primär eine Zeitersparnis und eine Berechenbarkeit des weiteren Baufortschritts angestrebt, was bei einer natürlichen Trocknung der Baustoffe nicht immer gegeben ist und sogar zu Mehrkosten bzw. finanziellen Einbußen führen kann, wenn das Gebäude später als geplant bezugsfertig wird.

Zudem müssen neu gebaute Häuser, bei denen keine technische Trocknung erfolgte, in den ersten drei Jahren vermehrt beheizt und gelüftet werden, damit die Restfeuchtigkeit aus den Baumaterialien entweichen kann. Dieser erhöhte Bedarf an Heizenergie verursacht entsprechende Mehrkosten, die sich durch eine technische Rohbautrocknung ebenfalls verringern lassen.


Estrich-Trocknung

Allgemein benötigt Estrich eine Trocknungszeit von bis zu acht Wochen. Wie lange die Trocknungsphase aber im Einzelfall tatsächlich dauert, hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Einbaustärke des Estrichs, dem Feuchtigkeitsgehalt der anderen Bauteile, der Luftzirkulation, Raumtemperatur sowie der absoluten und relativen Luftfeuchte.

Erst wenn der Estrich richtig ausgehärtet ist bzw. die für die jeweilige Estrichart und Belagart materialspezifische Ausgleichsfeuchte (zwischen 0,5 und 3 Prozent) aufweist, gilt er als belegreif, d.h., es können Fliesen, Steinplatten, Parkett, Linoleum, PVC, Teppich und andere Beläge aufgetragen werden. Dieser Restfeuchtegehalt muss mittels einer CM-Messung ermittelt werden.


Technische Trocknung von Neubauten

Mit der technischen Bautrocknung kann ca. sieben Tage nach der Estrichverlegung begonnen werden. Idealerweise sind vor der Bautrocknung auch schon die Wände verputzt.

In der Regel kommen bei einer technischen Trocknung des Rohbaus Kondensations- und Adsorbtionstrockner zum Einsatz. Für diese wird Wechselstrom mit einer Spannung von 230 Volt benötigt, der vom Baustromverteiler bereitgestellt wird und mit Hilfe eines Verlängerungskabels in den jeweiligen Räumen zur Verfügung steht.

Wie viele Geräte mit welcher Leistung eingesetzt werden sollten, hängt von mehreren Faktoren ab: der Größe der Räume, der Raumtemperatur, der Luftfeuchtigkeit, der Menge an Restfeuchte in den Bauteilen sowie der Stärke und dem Material des Mauerwerks. Wer die Bautrocknung in Eigenregie vornimmt, sollte sich vorab von einem Fachmann hinsichtlich der richtigen Dimensionierung, d.h. der benötigten Entfeuchtungsleistung, der Bautrockner beraten lassen.

Während des Trocknungsprozesses sollten Fenster- und Türöffnungen mit Baufolie geschlossen werden, so dass ein geschlossener Raum entsteht. Mit einem Ventilator lässt sich die Trocknungsphase weiter verkürzen. Bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius muss zusätzlich ein Elektroheizgerät aufgestellt werden. Sollen mehrere Räume mit einem Bautrockner entfeuchtet werden, muss dessen Standort regelmäßig gewechselt werden.


Mögliche Baumängel in Folge einer unsachgemäß durchgeführten Bautrocknung

Während eine zu hohe Restfeuchte später zu Oberflächenverformungen und Schimmel führen kann, macht sich eine Übertrocknung u.a. durch Spannungsrisse im Estrich bemerkbar. Nach Erreichen der materialspezifischen Ausgleichsfeuchte können diese problemlos durch Verharzung saniert werden. Eine Beieinträchtigung der bauphysikalischen Eigenschaften besteht nicht.

Wenn die obere Schicht des Estrichs schneller trocknet als die untere, kann es zudem zu einer Aufschüsselung des Estrichrandes kommen. Mit Erreichen der notwendigen Ausgleichsfeuchte folgt ein Absenken des Estrichrands, was wiederum zu Rissen in elastischen Fugen führt.


Tipps zur Verringerung der Neubaufeuchte

  • Sorgen sie an warmen trockenen Tagen für Durchzug, um den natürlichen Austrocknungsprozess zu unterstützen.
  • Im Sommer sollten bei feuchter Witterung die Fenster und Türen verschlossen bleiben. Denn Baumaterialien wie der Estrich sind bestrebt, einen Ausgleich zwischen der Feuchtigkeit in ihrer Umgebung und der in ihren Poren gespeicherten Feuchtigkeit herzustellen (Gleichgewichtsfeuchte). Das bedeutet: Wenn die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen durch feuchte Luft von außen ansteigt, nehmen die Baumaterialien mehr Feuchtigkeit auf und es kommt durch mehr oder weniger stark ausgeprägten Quellvorgängen zu Verformungen des Materials. Umgekehrt wird durch eine warme trockene Umgebungsluft den Baumaterialien Feuchtigkeit entzogen und es kommt zu Schwundprozessen, die ebenfalls die Materialoberflächen verformen. Eine technische Bautrocknung ermöglicht eine gleichmäßiges Austrocknen bis in die Materialtiefen, so dass keine Verformungen auftreten.
  • Wählen Sie Baumaterialien in Hinblick auf die spätere Nutzung der Räume aus. So sollten in Schlafzimmer, Bad und Küche etwa Kalkputz eingesetzt werden. Dieser reguliert sehr gut die Luftfeuchtigkeit im Raum und bietet Sporen von Schimmelpilzen keinen Nährboden. Gipsputz dagegen besitzt keine antibakteriellen und fungiziden Eigenschaften und sollte daher in Nassräumen nicht eingesetzt werden. Zudem enthält Gipsputz chemische Zusätze, die die Raumluft belasten.
  • Während des Aushärtens sollte der Estrich nicht durch Bauplanen oder andere Baumeterialien zugedeckt werden.
  • Setzen Sie für die Bautrocknung KEINE Öl- oder Gasheizungen ein. Denn diese entwickeln eine zu große Hitze, wodurch die Oberfläche des Mauerwerks sehr schnell trocknet und verkrustet. Die in tieferen Schichten verbleibende Feuchtigkeit wird eingeschlossen und dringt erst einige Tage später an die Oberfläche. Das scheinbar trockengelegte Mauerwerk ist wieder durchfeuchtet, was zu Baumängeln führen kann. Durch das Verbrennen von Gas wird außerdem eine erhebliche Menge an Wasserdampf freigesetzt, wodurch sich die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zusätzlich erhöht. Bei der Verbrennung von Öl bilden sich derweil feinste Partikel, welche die Raumluft verunreinigen und sich an den Wänden absetzen.
  • Decken Sie Mauerkronen stets mit PE-Folie ab.
  • Entfernen Sie stehendes Regenwasser von der Betondecke.
  • Organische Baumaterialien sollten erst nach einer vollständigen Trocknung des Rohbaus verarbeitet werden.
  • Winterbaustellen müssen beheizt und belüftet werden. Der Zugang zum unausgebauten Dachboden muss in dieser Zeit abgedichtet werden, damit die warme feuchte Luft nicht an den kühlen Dachsparren kondensiert.