Sofortmaßnahmen nach einem Wasserschaden

  • Drehen Sie den Hauptwasserhahn zu, wenn ein Rohr gebrochen oder die Waschmaschine defekt ist.
  • Schalten Sie am Sicherheitskasten den Strom ab.
  • Das Wasser muss abgepumpt werden und durchfeuchtete Einrichtungsgegenstände aus den betroffenen Räumen ins Freie gebracht werden.
  • Melden Sie den Wasserschaden Ihrer Versicherung bzw. Ihrem Vermieter.
  • Bei einem Rohrbruch muss ein Fachmann die Schadensstelle mittels spezieller Geräte orten.


Trocknung nach Wasserschaden

Wasserschäden in Folge von Hochwasser, Rohrbruch oder Feuerlöschwasser treffen Bewohner unvermittelt. Die von Wasserschäden betroffenen Baumaterialien sollten unbedingt von einem Baufachmann begutachtet werden. Nach der Analyse der Bausubstanz kann er sie über die im konkreten Fall geeignete(n) Trocknungsmaßnahme(n) informieren.

Das Trockenlegen einer Wohnung nach einem Wasserschaden kann bis zu drei Wochen dauern. Die benötigte Trocknungszeit hängt von vielen Faktoren wie dem Ausmaß des Wasserschadens, der Anzahl und Höhe der betroffenen Räume, der Gesamtfläche, den Dämmmaterialien und ob eine Fußbodenheizung oder Holzdeckenkonstruktion vorhanden ist oder nicht.

Eine unsachgemäß ausgeführte Trocknung kann zu Folgeschäden führen, die zunächst nicht unbedingt sichtbar sind, mit der Zeit aber zu Schimmel, Schwamm und fortschreitenden Baumängeln führen können. Diese Folgeschäden können sich u.a. durch eine zu kurze Trocknungszeit, eine falsche Anzahl von Geräten und eine unsachgemäße Benutzung derselbigen sowie durch ein unzureichendes Trocknungsverfahren einstellen. Betroffene sollten daher nach einem Wasserschaden unbedingt einen Fachmann zurate ziehen.


Trocknung von Wänden und Decken

Wände und Decken werden in der Regel mittels Kondensations- bzw. Adsorbionstrocknern trocken gelegt. Um die Effektivität der Bautrockner zu erhöhen, können im Bedarfsfall Folienzelte an den durchfeuchteten Wänden und Decken angebracht werden. Handelt es sich um dicke Außenwände oder historische Kellergewölbe empfiehlt sich der Einsatz von Infrarot- bzw. Mikrowellenbautrockner, die Wandstärken von rund 1 Meter trocknen können.

Müssen Trockenbauwände mit Hohlräumen oder Holzdachkonstruktionen trocken gelegt werden, kommen die selben Verfahren wie bei der Unter-Estrich-Trocknung in Betracht.

Bei Fußböden hängt das geeignete Trocknungsverfahren von der jeweiligen Fußbodenkonstruktion und dem verarbeiteten Material ab.


Trocknung unterschiedlicher Fußbodenkonstruktionen

Je nach Bindemittel und Aufbau gibt es unterschiedliche Arten von Estrichen, für die unterschiedliche Trocknungsverfahren angewandt werden müssen.

Trockenestrich wird aus vorgefertigten Elementen zusammengesetzt, für die vielfältige Materialien wie Holzfaser- und Gipskartonplatten verwendet werden. Bei einem Wasserschaden muss Trockenestrich vollkommen entfernt und neu aufgebaut werden, weil er stark quillt und seine Eigenschaften verliert; zudem bilden die organischen Materialien einen Nährboden für Schimmelsporen.

Bei Verbundsestrichen ist der Estrich mit dem Beton verbunden. In diesem Fall kann die Trocknung mittels Kondensations- bzw. Adsorbionstrockner erfolgen.

Bei Estrich auf Trennlage wird der Estrich auf einer zweilagigen PE(Polyethylen)-Folie aufgetragen, die ihm vom Rohbeton trennt.

Estrich auf Dämmschicht, auch schwimmender Estrich genannt, wird ebenfalls auf einer Folie aufgetragen, unter der sich wiederum die Dämmschicht (Trittschall- und/oder Wärmedämmung) befindet. Eine spezielle Variante des schwimmenden Estriches wird bei der Verlegung von Fußbodenheizungen eingesetzt (Heizestrich).

Sowohl beim Estrich auf Trennlage, als auch beim Estrich auf Dämmschicht genügt eine Oberflächentrocknung des Estrichs mittels Kondensations- und Adsorbtionstrocknern nicht, es muss auch eine Unter-Estrich-Trocknung erfolgen. Denn das Wasser kann unter den Fußbodenbelag und den Estrich in die Dämmschicht bzw. unter die Sperrfolie eingedrungen sein. Da die zirkulierende Luft diese Schichten nicht erreichen kann, besteht bei einer Durchfeuchtung die Gefahr der Schimmelbildung.


Unter-Estrich-Trocknung


Zugang über Randfugendüsen oder Bohrlöcher

Für die Trocknung der Estrichdämmschicht erfolgt der Zugang mittels Düsen über die Radfugen und die an den Wandrändern verlaufenden Dämmstreifen, die den schwimmenden Estrich ummanteln. So muss der Bodenbelag nicht abgenommen werden. Diese Zugangsweise eignet sich vor allem für schmale Räume.

Alternativ werden Zugänge zur Dämmschicht durch Kernbohrungen in die Estrichplatte mit ca. 5 Zentimetern Durchmesser geschaffen. In die gebohrten Löcher werden Stutzen eingefügt und ein Schlauchsystem angeschlossen. Bei Fliesenbelag, der erhalten bleiben soll, werden 6-Milimeter-Bohrungen in den Fugenkreuzen vorgenommen. Alternativ können für die Kernbohrungen einzelne Fliesen mit Hilfe eines speziellen Fliesenaufnahmesystems zerstörungsfrei vom Fußboden gelöst und nach Beendigung des Trocknungsverfahrens wieder eingesetzt werden.

Soll der Bodenbelag erhalten bleiben, können die Bohrungen auch durch die Wände angrenzender Zimmer erfolgen. Nur in Ausnahmefällen sollte die Kernbohrung über die Betondecke vom darunter liegenden Geschoss erfolgen, da diese einen Risiko behafteten Eingriff in die Statik und den Brandschutz bedeuten.

In jeden Fall muss vorab natürlich geklärt werden, ob sich Rohre oder Stromkabel in der Bodenplatte befinden. Die Leitungen einer Fußbodenheizung werden mittels einer Wärmebildkamera sichtbar gemacht, um sie durch Bohrungen nicht zu beschädigen.


Unterdruckverfahren bzw. Vakuumverfahren

Beim Unterdruckverfahren bzw. Vakuumverfahren entfeuchtet ein Bautrockner die Raumluft. Zusätzlich wird an die gebohrten Löcher ein Schlauchsystem angeschlossen und die feuchte Luft aus der Estrichdämmschicht abgesaugt und entweder ins Freie abgegeben, oder in einen Wasserabscheider mit mehrstufigem Filtersystem geleitet, der das aufgesaugte Wasser vom feuchten Luftstrom trennt, letzteren trocknet und wieder an die Raumluft abgibt. Die Filter verhindern, dass Schimmelpilzsporen, Keime, Staub und anderer Dreck in die Raumluft gelangen.

Da durch das Absaugen der Luft ein Unterdruck in der Dämmschicht entsteht, strömt über die Randfugen trockene Raumluft nach, so dass in der Dämmschicht eine beständige Luftzirkulation entsteht. Diese wird solange aufrecht gehalten, bis die materialspezifische Ausgleichsfeuchte erreicht ist.

Das Unterdruckverfahren gilt heute als die bevorzugte Trocknungsmethode. Bevor es durchgeführt wird, sollten Einrichtungsgegenstände, insbesondere Holzmöbel, Antiquitäten und Musikinstrumente, entfernt werden. Zur Not können sie auch mit einer Folie eingewickelt werden.


Überdruckverfahren

Beim Überdruckverfahren wird mit Hilfe einer Turbine und einem Schlauchsystem über die gebohrten Löchern warme trockene Luft in die Estrichdämmschicht eingeleitet. Dort nimmt sie die Nässe auf und tritt an den Randfugen und den geschaffenen Entlastungsöffnungen aus. Mittels eines Kondensationstrockners wird die aufsteigende feuchte Luft getrocknet und wieder der Turbine zugeführt.

Das Überdruckverfahren ist besonders in abgeschlossenen Räumen sehr effektiv. Durch das Errichten eines Folienzeltes lässt sich die Effektivität zusätzlich steigern und die Trocknungszeit verkürzen. Da durch das Überdruckverfahren jedoch auch gesundheitsgefährdende Stoffe aus dem Dämmmaterial sowie Schimmelsporen die Raumluft kontaminieren, sollte es nicht in bewohnten Gebäuden und nur in Kombination mit einem Kondensationstrockner durchgeführt werden.


Hinweise rund ums Trockenlegen nach Wasserschäden

  • Das Trockenlegen kann zwei Wochen oder länger dauern, je nachdem, wie groß der Schaden und wie kompliziert das geeignete Trocknungsverfahren ist.
  • Für eine schnelle Trocknung empfiehlt sich ein durchgängiger Betrieb der Bautrockner.
  • Während des Trocknungsprozesses sollten vom Fachbetrieb Zwischen- und Endmessungen der Materialfeuchte durchgeführt werden. Damit wird sichergestellt, dass die Trocknung bis zum Erreichen der materialspezifischen Ausgleichsfeuchte erfolgt und es nicht zu einer Übertrocknung mit Folgeschäden an der Bausubstanz kommt.
  • Informieren Sie Ihren Stromversorger darüber, dass der erhöhte Stromverbrauch durch eine Trockenlegung nach einem Wasserschaden zustande gekommen ist. So können Sie einen Anstieg Ihrer monatlichen Beträge im Folgejahr abwenden.